Karoline Beck, geschäftsführende Gesellschafterin der Firma "Isolier Wendt"
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Isolier Wendt GmbH
In einer traditionellen Männer- und Technik-Branche macht die Berliner Firma Isolier-Wendt die etwas andere Personalpolitik Flexibilität statt Klischees Als Karoline Beck 1994 zunächst als Assistentin der Geschäftsführung in die traditionsreiche Firma eintrat, war dort ein schwieriger Prozess der Neuordnung und Reorganisation im Gange. Zwei Jahre später übernahm die heute 34jährige Betriebswissenschaftlerin die Geschäftsführung und brachte ganz neue Denkweisen ein. Heute schreibt das Unternehmen wieder schwarze Zahlen. Karoline Beck rechnet fest mit mehr Umsatz und Wachstum, obwohl die Branche, wie sie betont, keine "Schönwetter-Branche" ist. Chancengleichheit im Betrieb ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Als sie in das Unternehmen einstieg, fand sie vor allem erschreckend, wie demotiviert die Belegschaft war und wie wenig für Weiterbildung von Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen getan worden war. Betriebswirtschaftlich sei das eine enorme "Verschwendung von Humanressourcen" gewesen. Außerdem sei es in der Firma – die ja einer traditionell technisch orientierten und männlich dominierten Branche zugehört - schlicht "undenkbar" gewesen, dass eine Frau eine Leitungsposition ausübt. Karoline Beck fand es notwendig, aber auch reizvoll Klischees aufzubrechen. Geistige Flexibilität ist ihrer Erfahrung nach die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensführung. Chancengleichheit in der Praxis Wichtigster Bereich ist die Personalpolitik. Im persönlichen Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird ermittelt, welche Erwartungen und Möglichkeiten es jeweils für die berufliche Weiterentwicklung gibt. Frauen seien allerdings oft zögerlicher als Männer und trauen sich weniger zu. Der Rat der Geschäftsführerin: Frauen direkt ansprechen und ermutigen. Karoline Beck hat inzwischen drei Frauen in Leitungspositionen gebracht: "Jede Besetzung war 100 Prozent richtig". Eine Bauingenieurin leitet die neue Abteilung "Decke-Wand-Boden", in dem die bisher getrennten Bereiche zusammengeführt wurden, um Kunden einen ganzheitlicheren Service anzubieten. Eine kaufmännische Angestellte ist – nach entsprechender Fortbildung - zur Leiterin des Finanz- und Rechnungswesen der Firma aufgestiegen. Eine ehemalige Umschülerin und Praktikantin ist heute für die Führung von 20 Monteuren zuständig. Familie und Beruf: auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter/innen achten Ferner wurden familienfreundliche Arbeitszeiten und –formen eingeführt. Für die rund 20 Angestellten sind die Arbeitszeiten flexibel und können individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse und Erfordernisse abgestimmt werden. Die Handhabung der flexiblen Arbeitszeit ist Vertrauenssache: "Ich kontrolliere das nicht, das würde der Eigenverantwortung der Mitarbeiter widersprechen", so Beck. Eine Mitarbeiterin arbeitet zur Zeit teilzeit; prinzipiell gilt das Angebot an Teilzeit für alle Beschäftigten. Zudem ist jetzt erstmals für eine junge Mutter ein Telearbeitsplatz eingerichtet worden. "Die Familie gehört zum Leben des Menschen. Und wenn es familiäre Probleme gibt, dann sollen das nicht auch noch berufliche Probleme werden." Aber entstehen dadurch der Firma nicht zusätzliche Kosten? Das Kosten-Argument läßt Beck nicht gelten: "Wenn Mitarbeiterinnen sich gleichsam krank melden müssen, um ein familiäres Problem zu bewältigen oder wenn sie demotiviert sind, entstehen dem Betrieb viel höhere Kosten. Wir müssen hier eine ganz andere betriebswirtschaftliche Rechnung aufmachen". Auch der Organisationsaufwand sei leistbar. "Wir haben so viele Planungstechniken, warum wenden wir die nicht auf die Arbeitszeiten und –formen an?" Außerdem gehört für Karoline Beck zu einer verantwortungsbewußten Unternehmensführung ohnehin das persönliche Gespräch mit den Angestellten. "Diese Zeit muss man sich immer nehmen." Die Anstrengungen der letzten Jahre haben sich gelohnt: der Betrieb wurde 1999 mit dem Total-E-Quality Preis ausgezeichnet. Karoline Beck und der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e. V., Dr. Dieter Hundt, anläßlich der Verleihung des Total E-Quality-Prädikats 1999. |