Oliver Kreyenberg Illa Knappik
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SWITCH Biotech AG
Die SWITCH Biotech AG entwickelt neue Therapien gegen Hautkrankheiten Medizin, die unter die Haut geht Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Sie ist wichtiges Schutz- und Sinnesorgan zugleich. Weltweit sind schätzungsweise 45 Millionen Menschen an einer Funktionsstörung der Haut erkrankt. Dem Bedarf an Medikamenten steht aber bisher ein ungenügendes Angebot gegenüber. Die meisten Präparate sind entweder mit starken Nebenwirkungen verbunden oder sie lindern die Krankheit nur, ohne sie zu heilen. Für einige Krankheiten gibt es gar keine geeigneten Medikamente. Diese Situation war 1997 der Anlass für acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Genzentrums München die SWITCH Biotech AG zu gründen. Das Unternehmen entwickelte einen neuen Ansatz zur Heilung von Hautkrankheiten: Mit Hilfe einer Genanalyse wird die Aktivität des Erbgutes von gesunden und kranken Menschen verglichen. Haben die Forscherinnen und Forscher die Moleküle, die für Hautkrankheiten verantwortlich sind, isoliert, lassen sich Methoden entwickeln, um diese zu regulieren. In Kooperation mit Pharmaunternehmen sollen dann Salben auf der Basis von Proteinen entwickelt werden, die eine Aktivierung inaktiver Gene und eine Regulierung hyperaktiver Gene bewirken. Seit Juni 2001 arbeitet die SWITCH Biotech AG bereits mit dem internationalen Konzern LEO Pharmaceutical Products unter anderem an der Entwicklung von Medikamenten gegen Schuppenflechte und Neurodermitis. Keine Zukunft ohne Frauen Neben einem hochkarätigen internationalen Netzwerk von Kliniken und Universitäten sind die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die SWITCH Biotech der wichtigste Erfolgsfaktor. Oliver Kreyenberg, Head of Human Resources, erläutert: „Wir können auf qualifizierte Frauen nicht verzichten, denn ein Großteil der Absolventen des Ausbildungsberufes Technischer Assistent und der in Frage kommenden Studienfächer sind Frauen. Zusätzlich existiert besonders im Bereich der Technischen Assistentinnen und Assistenten ein akuter Arbeitskräftemangel.“ Daher war der Anteil der Frauen an den Führungspositionen des Unternehmens von Anfang an überdurchschnittlich hoch und die Förderung von Frauen eine Selbstverständlichkeit: Die Projektleitungen sind heute zu 60% und das mittlere Management zu 50% von Frauen besetzt. Regelmäßige Personalgespräche gehören ebenso zur Personalpolitik wie eine bedarfsorientierte Personalentwicklung. Dieses Jahr ist beispielsweise für jede Führungskraft eine Schulung zum Ausbau der Führungskompetenzen vorgesehen, und alle Projektleiterinnen und -leiter werden ein externes Projektmanagement-Seminar besuchen. Zum Thema Projektmanagement sollen dann Stärken-Schwächen-Analysen durch ein Beraterteam und im Anschluss interne Workshops durchgeführt werden. Familienfreundlichkeit als Wettbewerbsvorteil Die Biotechnologie-Branche ist eine junge Branche. Bei SWITCH Biotech ist ein Großteil des Personals zwischen 25 und 35 Jahren alt und der Anteil der Beschäftigten mit kleinen Kindern wächst daher seit einigen Jahren stetig. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist deshalb auch ein wichtiges Thema für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So auch für Illa Knappik, Mitarbeiterin im Bereich Public Relations und Leiterin des Projekts „Audit Beruf und Familie“, die selbst Mutter von zwei Söhnen ist. Sie gab in der Firma den Anstoß dazu, sich auditieren zu lassen. Die Firmenleitung nahm diese Idee begeistert auf. Mit Unterstützung der Unternehmensberatung Fauth-Herkner & Partner wurde eine Ist-Analyse der momentanen Situation durchgeführt und Ziele vereinbart, um die „work-life-balance“ der Beschäftigten nachhaltig zu verbessern. Heute – sieben Monate nach der Auditierung - sind bereits zahlreiche Ideen umgesetzt worden. So nimmt ab 1. Juli 2002 die Kindertagesstätte „Bio Kids“ für Kinder zwischen 0 und 6 Jahren ihren Betrieb auf, den die SWITCH Biotech AG gemeinsam mit anderen Biotech-Firmen finanziell unterstützt. Außerdem wird SWITCH Biotech ab April 2002 mit dem Familienservice zusammenarbeiten, einer Organisation, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Firmen bei allen Fragen rund um die Betreuung von Kindern und hilfsbedürftigen Angehörigen berät. Zusätzlich zu der bisherigen Regelung der Vertrauensarbeitszeit, bei der Beschäftigte keinerlei Kontrollen bezüglich ihrer Arbeitszeit unterliegen, wird verstärkt auf eine lebensphasenorientierte Gestaltung der Arbeitszeit Wert gelegt. Darüber hinaus wurden bereits drei Telearbeitsplätze für Mitarbeiterinnen eingerichtet, weitere sollen nach Bedarf noch folgen. Außerdem bekommen Eltern jeden Monat einen bezahlten „Zwei-Stunden-Bonus“ für familiäre Erledigungen. Was motiviert das Unternehmen, einen so umfangreichen Veränderungsprozess anzugehen? “Kreativität und Innovationskraft eines Unternehmens hängen in erster Linie von der Motivation der Beschäftigten ab“, erklären Frau Knappik und Herr Kreyenberg, „nur glückliche Mitarbeiter/innen sind gute Mitarbeiter/innen.“ |