Karin Ahrens, Geschäftsführerin
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Modehaus Schneider GmbH & Co.KG
Das Modehaus Schneider in Fulda zeigt, was innovative Arbeitszeitmodelle für Unternehmen und Beschäftigte leisten können Der Mensch im Mittelpunkt Im Bekleidungs-Einzelhandel weht ein rauher Wind. Der harte Preiskampf und die Konkurrenz der großen Handelsketten macht vielen kleinen Firmen schwer zu schaffen. Wer sich auf diesem Markt behaupten will, braucht mehr als nur Gespür für aktuelle Modetrends. Flexibel müssen die Betriebe sein und schnell auf unterschiedliche Anforderungen reagieren können. Wie die Modehaus Schneider GmbH & Co.KG in Fulda. Für das 1938 gegründete Familienunternehmen sind gerade seine Traditionen zum Motor für die Entwicklung einer innovativen Arbeitszeitorganisation geworden. Die Betriebsinteressen und die familiären Belange der Beschäftigten gleichermaßen im Blick zu haben, dieses Credo gehörte schon immer zur Unternehmensphilosophie. „Diesen Geist und diese Werte habe ich von meiner Mutter geerbt“, erklärt die Geschäftsführerin Karin Ahrens stolz, „und meine Mutter war eine sehr erfolgreiche Unternehmerin!“ Mit den überwiegend weiblichen Angestellten wurden daher schon früh individuelle Arbeitszeitregelungen vereinbart und unkonventionelle Lösungen für Notfälle gefunden. „Die Geschäftsführung hat hier immer ein offenes Ohr für private oder familiäre Probleme“, berichtet Doris Diegmann, Abteilungsleiterin im Modehaus Schneider, „nach der Geburt meiner Tochter konnte ich gleich Teilzeit arbeiten und wenn es mit der Betreuung mal nicht geklappt hat, konnte ich sie einfach mit ins Büro bringen.“ Für die Zukunft gerüstet Seit Anfang der 90er Jahre hat die Firma ihre Angebote an flexiblen Arbeitszeiten systematisch zu einem ausgefeilten Modell weiter entwickelt. Es gibt vielfältige Teilzeitmöglichkeiten, die individuell abgestimmt und auf die Arbeitstage und -wochen verteilt werden können. Darüber hinaus wurden Jahresarbeitszeitkonten eingerichtet, die es erlauben, für einen bestimmten Zeitraum Vollzeit zu arbeiten und zum Ausgleich später – etwa während der Sommerferien – eine entsprechend längere Zeit frei zu nehmen. Um die Familienpause leichter überbrücken zu können, werden nicht nur diverse Formen der Kontaktpflege wie Einladungen zu Betriebsfeiern und Urlaubsvertretungen genutzt, auch Teilzeit während der Elternzeit ist im Modehaus Schneider schon lange üblich. Selbst Teilzeit für Führungskräfte ist hier kein Tabu mehr. So können die beschäftigten Eltern im Unternehmen ihre Berufstätigkeit und die Betreuung ihrer Kinder oder die Pflege ihrer Angehörigen besser in Einklang bringen. Um die Planung der Personaleinsätze effizient zu gestalten, setzt das Modehaus inzwischen auch eine spezielle Software ein. Rechnet sich ein solcher Aufwand für eine mittelständische Firma? „Ohne dieses flexible Arbeitszeitsystem wären die langen Öffnungszeiten im Einzelhandel und die saisonal bedingten Arbeitsspitzen doch gar nicht zu bewältigen“, erläutert Karin Ahrens die betriebliche Situation, „in manchen Monaten brauchen wir das Doppelte an Arbeitsstunden und mit unseren vielen Teilzeitkräften steht uns gerade in Stoßzeiten ein erheblich größerer Mitarbeiter-Pool zur Verfügung.“ So kann die Firma nicht nur wertvolle Fachkräfte binden, die sie ohne diese Angebote vielleicht verlieren würde. Sie sichert sich auch die nötigen Personalressourcen, um flexibel auf den schwankenden Bedarf zu reagieren. Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, den die Geschäftsführerin zu schätzen weiss. Das Arbeitszeitmodell hat sich für den Betrieb und die Beschäftigten so erfolgreich bewährt, dass es jetzt auch in den beiden Firmen, die das Ehepaar Ahrens in Marburg besitzt, eingeführt worden sind. Starke Führungsfrauen für starke Unternehmen Bemerkenswert ist auch eine weitere Tradition des Familienbetriebs: Karin Ahrens setzt ganz auf „starke“ Führungsfrauen. Auch hier war für die tatkräftige Unternehmerin die Mutter das entscheidende Vorbild: „Warum sollten Frauen weniger können als Männer? Sie stehen genauso ihre ‚Frau’ – das war meine Erfahrung und davon bin ich bis heute überzeugt!“ Die Fähigkeiten und Potenziale der Mitarbeiterinnen werden früh gesichtet und durch Weiterbildungen ausgebaut. Eine Personaltrainerin kommt regelmäßig in die Firma. Sie trainiert Kommunikation, Präsentation und Teamfähigkeit, aber auch Führungsseminare und die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit stehen auf dem Programm. Alle Leitungsfunktionen werden im Modehaus Schneider ausschließlich intern vergeben. Eine erfolgreiche Strategie. „Frau Diegmann ist unser bestes Beispiel“, verweist Karin Ahrens anerkennend auf ihre Abteilungsleiterin. Doris Diegmann trat gleich nach dem Abschluss ihrer Ausbildung in das Modehaus ein. Ihre Fähigkeiten wurden in der Firma schnell erkannt und gezielt gefördert. Dass die Geburt ihrer Töchter für sie nicht zum Karriereknick wurde, ist ihrer großen Einsatzbereitschaft und der besonderen Unternehmenskultur im Hause Schneider zu verdanken. „Ich wollte nicht so lange zu Hause bleiben“, erinnert sie sich, „und ein schneller Wiedereinstieg wurde mir durch Teilzeit und partielle Heimarbeit möglich gemacht.“ Der Unternehmerinnengeist hat im Familienbetrieb ersichtlich gezündet. „Wenn sie nicht da sind, dann ist das mein Lädchen“, zitiert Karin Ahrens schmunzelnd eine andere Führungskraft. Das Engagement der Firma hat sich gelohnt. Das Team ist sehr motiviert und hat ein ausgeprägtes Zugehörigkeitsgefühl zur „Schneider-Familie“ entwickelt. Das gute Betriebsklima wirkt auch auf die Kundschaft: Die schätzt nicht nur die attraktive Mode, sondern auch den freundlichen Service und die angenehme Atmosphäre. Für die frauen- und familienfreundliche Unternehmensführung ist auch die öffentliche Anerkennung nicht ausgeblieben: Das Modehaus Schneider wurde 1997 und 2000 mit dem Total E-Quality-Award ausgezeichnet. |