Gabriele Rausch
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Radio Power 4
In der strukturschwachen Uckermarck-Region macht ein Radiosender jungen Leuten Mut zur Eigeninitiative Mit Frauenpower zum Unternehmenserfolg Mit der Gründung des Radiosenders Radio Power 4 im Nordosten Brandenburgs erfüllte sich Gabriele Rausch einen Kindheitstraum. Bevor sie in die Medienbranche wechselte, hatte die gelernte Krankenschwester als Produktionsleiterin in einem großen Wirtschaftsunternehmen in Brandenburg gearbeitet und Anfang der 90er Jahre eine eigene Firma zur Pizzaherstellung gegründet. Als sie sich 1995 aus der Geschäftsführung zurückzog, um mit einer Crew von 11 Leuten das Radio Power 4 zu gründen, hatte sie also keinerlei Erfahrung mit dem Mediengeschäft. Aber Gabriele Rausch hatte ein klares Ziel vor Augen: junge Leute zu motivieren, nicht aufzugeben, sondern selbst anzupacken – trotz hoher Arbeitslosigkeit. Von der Idee bis zur ersten Sendeminute am 20. April 2000 mussten eine Menge Stolpersteine aus dem Weg geräumt werden. Vor allem ging es darum, freie Frequenzen bei der Landesmedienanstalt zu erhalten. Um den 50seitigen Antrag sachkundig ausfüllen zu können, fuhr Gabriele Rausch kurzerhand nach Berlin und besorgte sich dort in den Bibliotheken einschlägige Literatur. Dann machte sich ein junges und bunt zusammengewürfeltes Team an die Arbeit: Bücher über Bücher wurden studiert, Expertinnen befragt und Nächte durchdiskutiert. Es folgten mehrere Anhörungen und viele Monate des Wartens, bis im Oktober 1999 ihr Team unter den vielen Bewerbern endlich den Zuschlag bekam. Seitdem wird Radio aus der Region für die Region gemacht. Was das heißt, erläutert Gabriele Rausch wie folgt: „Wir bieten einen hohen Anteil an Nachrichten aus der Region und immer wieder Spezialsendungen zu Themen, die den Leuten hier unter den Nägeln brennen.“ Wer Frauen eine Chance gibt, kann mit großem Engagement rechnen Als Radio Power 4 an den Start ging, waren sehr viel mehr Männer im Team. Heute sind von den 13 Beschäftigten 9 Frauen. Dabei hatte Gabriele Rauschs keineswegs die erklärte Absicht, überwiegend Frauen zu beschäftigen. Der Aufbau des Senders verlangte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr viel Flexibilität und Durchhaltevermögen. Trotz höherer familiärer Verpflichtungen seien die Frauen da einfach engagierter und pflichtbewusster gewesen. „In schwierigen Situationen bleiben Frauen eher bei der Sache“, so das Fazit von Gabriele Rausch. Die Gründerin tut aber auch eine Menge dafür, dass ihre Mitarbeiterinnen bleiben. Ihr Motto ist: „ Man muss Frauen eine Chance geben sich zu entwickeln. Der Rest kommt von selbst.“ So stellte Gabriele Rausch auch langzeitarbeitslose Frauen und alleinstehende Frauen mit Kindern ein, wohlwissend, wie schwierig deren Situation auf dem Arbeitsmarkt ist. Gerade mit diesen Frauen machte sie sehr gute Erfahrungen. Die Bereitschaft zur Arbeitszeitflexibilität, die im Mediengeschäft unerlässlich ist, sei kein Problem. Umgekehrt könnten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch mit ihrer Unterstützung rechnen, wenn z.B. das Kind überraschend krank werde oder die Betreuungsmöglichkeit ausfalle. „Viele Frauen“, so Gabriele Rausch, „nutzen die Erziehungszeiten nur deshalb so lang, weil sie sich auf der Arbeit nicht wohlfühlen.“ Entscheidend sei daher auch eine partnerschaftliche und tolerante Unternehmenskultur. Den Erfahrungsaustausch zwischen Frauen fördern Das Erfolgsrezept in ihrem Unternehmen sei die Mischung aus erfahrenen und jüngeren Mitarbeiterinnen, so die Radiochefin. Der Austausch zwischen älteren und jungen Frauen muss ihrer Ansicht nach unbedingt gefördert werden. Auch die Unternehmerinnen in der Region würden noch viel zu wenig zusammenarbeiten. Daher beteiligt sich Gabriele Rausch seit kurzem an einem Existenzgründerinnen-Stammtisch. Demnächst soll es auch im Radioprogramm von Radio Power 4 spezielle Informationen für Existenzgründer und -gründerinnen geben. Das Ergebnis ihrer Unternehmensphilosophie kann sich sehen lassen: geringe Fehlzeiten, wenig Fluktuation und eine gute Stimmung im Betrieb. Radio Power 4 ist daher vom Land Brandenburg mit dem dritten Preis als frauenfreundlichstes Unternehmen des Jahres 2001 ausgezeichnet worden. |