Die Gesellschafter der Möbelmacher
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Die Möbelmacher
Regionale Lebenskultur, Ökologie und Chancengleichheit - das „runde“ Unternehmenskonzept der Möbelmacher GmbH Nachhaltigkeit zum Anfassen Die Möbelmacher GmbH in Unterkrumbach verbindet umweltfreundliche Herstellung von Möbeln und Küchen mit einer individuellen Einrichtungsberatung auf hohem Niveau. „Dabei geht es uns vor allem darum, von dem Birkenstock-Image wegzukommen, das ökologische Produkte immer noch haben“, erläutert Herwig Danzer, einer der Geschäftsführer der Firma, „mit unseren Möbeln kauft man vor allem ein Stück Lebenskultur.“ Was das heißt, wird bei einem Besuch des nach baubiologischen Gesichtspunkten gebauten Betriebsgebäudes sofort klar. In den Innenräumen wechseln sich großzügige Fensterflächen und naturfarbene Holzverkleidungen ab. Die Räume sind in warmen Farben eingerichtet und in offener Bauweise gestaltet. Die herkömmlichen, sterilen Büros gibt es hier nicht. In der modernen Design-Küche steht ein großer Tisch, an dem alle regelmäßig gemeinsam essen. Da wird auch gerne mal zusammen gekocht. Die Ehepaare Danzer und Münzenberg legen Wert auf eine familiäre und offene Arbeitsatmosphäre. „Doch das hier ist keine ‚Heile-Welt-Veranstaltung’“, betont Gunther Münzenberg, ebenfalls Geschäftsführer, „auch bei uns gilt: Entscheidend für unsere Kunden ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir zeigen, dass nachhaltige Wirtschaftskreisläufe sich rechnen.“ Für die gesamte Fertigung wird zu 95% Holz aus der Hersbrucker Alb verwendet. Die Holzspäne, die bei der Produktion anfallen, werden zu Briketts gepresst und entweder für die Heizung und Trocknungsanlagen im Betrieb verbrannt oder aber über das Raiffeisenlager Hersbruck verkauft. Die Möbelmacher GmbH hat u. a. dafür 1998 den Bayerischen Heimatpreis in der Sparte Ökonomie und Ökologie auf Kreisebene gewonnen. Der Brennstoff Holz bietet nach Ansicht des eigens gegründeten Initiativkreises Holz der Frankenalb unschätzbare Vorteile: Holz als Energieträger setze kein zusätzliches CO2 frei. Der Baum hätte im Verlaufe seines Lebens durch Photosynthese der Atmosphäre CO2 entzogen. Diese Menge werde entweder durch die Verrottung des Baumes im Wald oder durch moderne, technisch ausgereifte energetische Nutzung wieder freigesetzt. Leistungsorientierung und Frauenförderung ergänzen sich Eine reine „Männerwirtschaft“ wollen die Möbelmacher nicht sein, dafür sorgen schon die beiden Gesellschafterinnen Ute Danzer und Helga Münzenberg, die beide auf Teilzeitbasis in der Geschäftsführung des Betriebs tätig sind. Bei der Einstellung des Personals wird auf ein möglichst ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern geachtet. So arbeiten in der Schreinerei vier Frauen und sechs Männer, von den sechs Lehrlingen sind ebenfalls drei Frauen, und eine von den drei Gruppenleiterpositionen ist mit einer Frau besetzt. Dass dies der Leistung keinerlei Abbruch tut, beweisen nicht nur die zahlreichen Preise bei Design-Wettbewerben sowie Gesellen- und Meisterprüfungen, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedes Jahr gewinnen. Auch die Umsatzzahlen von ca. 2 Mio. DM pro Jahr können sich in einer Branche sehen lassen, die momentan mit dem Rückgang der Nachfrage zu kämpfen hat. Noch vor zehn Jahren gab es nur wenige Mädchen in Franken, die selbstbewusst genug waren, eine Schreinerausbildung anzufangen. Doch mittlerweile gibt es immer mehr Betriebe, die Möbelschreinerinnen ausbilden und danach auch weiter beschäftigen. Dass Unternehmen einen erheblichen Einfluss auf die Berufswahl und die Berufsentwicklung von jungen Frauen haben, bestätigt Frau Zimmermann, Gruppenleiterin bei den Möbelmachern: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich auch in einem anderen Betrieb so hätte weiterentwickeln können und wollen. Ich habe hier keinerlei Benachteiligungen als Frau erfahren.“ Auf die Frage, ob sie einmal Kinder haben möchte, antwortet die 26jährige Schreinerin: „Auf jeden Fall, aber ich möchte dann eine Zeit lang auf Teilzeitbasis weiterarbeiten. Ich weiß, dass das hier kein Problem sein wird.“ Flexible Arbeitszeiten nützen dem Personal und dem Unternehmen Die Möbelmacher haben ein Arbeitszeitmodell eingeführt, das eine optimierte Auslastung der Werkstatt mit einer attraktiven Freizeitregelung verbindet. Da in der Werkstatt fünfzehn Schreinerinnen und Schreiner tätig sind, wären lange Wartezeiten an den Maschinen unvermeidbar, wenn alle gleichzeitig anwesend wären. Es wird daher zeitversetzt in drei fünfköpfigen Teams gearbeitet. Alle haben eine Vier-Tage-Woche, die den Samstag als Arbeitstag einschließt. Die Arbeit beginnt um 6.30 Uhr und endet um 17.00 Uhr. Bei einer Stunde Pause am Tag kommt man so auf eine wöchentliche Arbeitszeit von 38 Stunden. Auf diese Weise ist einerseits die Werkstatt sechs Tage in der Woche von 6.30 Uhr bis 17.00 Uhr ausgelastet, andererseits haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen zusätzlichen freien Tag, um sich um Familie und Privates zu kümmern. Wichtig sei auch hierbei, so der Geschäftsführer Herwig Danzer, dass es flexible Ausnahmeregelungen für Beschäftigte gibt, die aufgrund familiärer Verpflichtungen nicht von 6.30 Uhr bis 17.00 Uhr arbeiten können. Grundsätzlich gelte seiner Erfahrung nach: „Wenn beide Seiten eine Lösung finden wollen, dann klappt das auch.“ |