Dr. Bernd Hähle
|
Dr. Hähle Hörakustik GmbH
Ein Unternehmer nutzt die Kompetenz von Frauen, um den Fachkräftemangel zu beheben Das Einmaleins des Strukturwandels Als Bernd Hähle 1991 mit zwei Mitarbeiterinnen das erste Institut für Hörgeräte in Cottbus eröffnete, betrat das Team Neuland. Es war schwierig geeignetes Fachpersonal zu finden, da es den Beruf der Hörgeräteakustikerin und des Hörgeräteakustikers bis dahin in der DDR nicht gegeben hatte. Die Anfertigung und Anpassung von Hörgeräten erfordert eine hohe medizinische Kompetenz, da jede Schwerhörigkeit – im Unterschied z.B. zu einer Kurzsichtigkeit - eine individuelle und komplexe Lösung erfordert. Darüber hinaus sind Hörgeräte heute High-Tech-Produkte, deren Programmierung technisches Know-how voraussetzt. Aufgrund des Fachkräftemangels entschloss sich der Geschäftsmann Hähle, aus der „Not eine Tugend zu machen“ und sich auf dem Arbeitsmarkt verstärkt nach verwandten Berufsgruppen umzusehen, um diese dann durch verstärkte Aus- und Weiterbildung zu fördern. Frauen verbinden technisches Know-how und Kundenorientierung So stellte Dr. Hähle auch ehemalige Uhrmacher/-innen und Kaufleute ein. Doch es zeigte sich bald, dass eine spezielle Berufgruppe besonders geeignet war: die Audiologie- und Phoniatrieassistentinnen und -assistenten. Diese Fachleute assistierten vor der Wende in Krankenhäusern u.a. bei der Behandlung von Hörproblemen. Im Zuge der Wiedervereinigung änderte sich das Gesundheitssystem der DDR aber von Grund auf. Gesundheitliche Dienstleistungen wie die Versorgung mit Hörgeräten lagen nun nicht mehr allein in der Hand von staatlichen Krankenhäusern und Ärzten, sondern konnten auch als private Dienstleistungen angeboten werden. Wer viel Eigeninitiative entwickelte, hatte gute neue Chancen, aber es kam auch zu Brüchen in vielen Erwerbsbiografien. So wurde der Beruf Audiologie- und Phoniatrieassistent/-in – in der DDR ein typischer Frauenberuf – abgeschafft und viele Frauen wurden arbeitslos. Im Team von Hähle Hörakustik fanden einige von ihnen eine neue Beschäftigung. Nach einer einjährigen Umschulung, in der schwerpunktmäßig das fehlende technische Know-How vermittelt wurde, konnten die Frauen Hörgeräteakustikermeisterin werden. Nach weiteren Qualifizierungen übernahmen viele von ihnen in der Firma dann die Leitung eines Fachinstitutes. Auf die Frage warum er nur Frauen in der Leitung seiner Fachinstitute beschäftigt, antwortet Bernd Hähle: „Zum einen hängt das mit der Situation in der ehemaligen DDR zusammen. Die Fachkompetenz, die ich benötige, lag damals in den Händen von Frauen. Zum anderen habe ich festgestellt, dass Frauen die Anforderungen meines Berufsfeldes sehr gut erfüllen. Sie haben das fachliche Know-How und können auf Menschen zugehen und sie überzeugen.“ Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist kein Problem „Wenn ich ehrlich bin, hatte ich am Anfang Bedenken, alle Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Ich hatte einfach Angst vor der Phase, in der die Frauen kleine Kinder haben. Das Durchschnittsalter bei uns ist 36 - Kinder sind also durchaus ein Thema. Doch die Probleme sind dank guter Betreuungsmöglichkeiten hier in Brandenburg sehr gering. Eine unserer Mitarbeiterinnen arbeitet auch auf einer Leitungsposition in Teilzeit. Und das klappt ganz hervorragend.“ Generell hat Teilzeitarbeit bei Hähle Hörakustik keine so große Bedeutung für das Personal. Zwei Mitarbeiterinnen sind gerade in der Elternzeit und eine Frau arbeitet in Teilzeit. Ansonsten arbeiten alle Mitarbeiterinnen auf Vollzeitstellen. Wie kann man Frauen in der Familienphase in so hohem Maße an den Betrieb binden? „Wichtig sind Perspektiven und Eigenverantwortung in der beruflichen Entwicklung“, antwortet Bernd Hähle, „Frauen, die einen verantwortungsvollen Beruf haben, wollen so schnell wie möglich zurück an ihren Arbeitsplatz. Voraussetzung dafür sind natürlich Möglichkeiten, die Kinder in entsprechenden Einrichtungen gut unterzubringen.“ Für die berufliche Förderung von Frauen in der Aus- und Weiterbildung sowie in Führungspositionen hat die Firma Dr. Hähle Hörakustik GmbH im Jahr 2001 den zweiten Platz als frauenfreundliches Unternehmen in Brandenburg gewonnen. |