Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e.V. E-Quality · Management
Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e.V.
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Erika Tannenbaum

zur Person
Erika Tannenbaum, die Leiterin der Business Unit "Human Resources Management", studierte an der Technischen Universität Berlin Architektur und Betriebswirtschaft und kam früh mit der Gründer-Gruppe um den heutigen Unternehmenschef Pedro Schäffer in Kontakt. Sie arbeitete zunächst im Entwicklungsbereich und übernahm dann die Leitung der neu gegründeten Personalabteilung.

zum Unternehmen
Geschäftsfelder:
Condat ist im sogenannten "M-Busines" tätig. Es entwickelt Software für den Telekommunikationsbereich [u.a. für Handys] und bietet IT-Lösungen für Unternehmen, vor allem im Bereich Pharmazie und Agrochemie sowie für den öffentlichen Dienst an [u.a. für das Bundesumweltamt]. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Beratung, Einführung und Realisierung von SAP-Standardsoftware in Unternehmen.

Umsatz:
1999: 29,7 Mio DM
erwartet für 2000: ca. 42 Mio DM

Mitarbeiter/innen:
in Deutschland 260, davon 61 Frauen [24 Prozent]

Anteil von Frauen an
Führungspositionen:

18 Prozent

Maßnahmen:
· Inviduelle Förderung und Entwicklung von karrierewilligen Frauen und Männern
· Teilnahme an Programmen für Hochschulabsolventinnen zur Rekrutierung von weiblichen Nachwuchskräften
· Flexible Arbeitzeitmodelle und Angebote an Teilzeit: Vertrauensarbeitszeit, Wahlarbeitszeit [30 Stunden Woche] und Sabbaticals
· Unterstützung bei der Kinderbetreuung [Beteiligung des Unternehmens an Kosten für Kindertagesstätten etc.]

Kontakt:
Condat
Alt-Moabit 91d
10559 Berlin
030/ 390 94-0
eMail: cs@condat.de
Internet: www.condat.de

Condat AG

Die Berliner Condat AG profiliert sich mit innovativen IT-Anwendungen und äußerst flexiblen Arbeitszeitmodellen für die Mitarbeiter/innen


Kreative Lösungen für komplexe Probleme

Die IT-Firma Condat in Berlin ist längst ein "Dinosaurier" der Branche – aber ein quicklebendiger, der Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit nicht verloren hat, im Gegenteil. 1979 von ehemaligen Studenten der Technischen Universität gegründet, hat sich das Unternehmen nicht nur erfolgreich auf dem Markt behauptet, sondern vor allem in den letzten Jahren ein rasantes Wachstum erlebt. 260 Mitarbeiter sind heute bei Condat beschäftigt, davon 61 Frauen. Das entspricht in etwa dem Branchendurchschnitt. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften ist hoch – doch es mangelt an Bewerberinnen. Condat würde das gern ändern und mehr Frauen für das Informatik-Studium gewinnen. "Das Berufsfeld wird mit dem Klischee des Computerfreaks verbunden, der einsam vor seinem PC sitzt – ein Image, das für Frauen offenbar wenig anziehend ist", erklärt die Leiterin der Personalabteilung, Erika Tannenbaum. Dabei stimme das Klischee mit der Wirklichkeit kaum überein – in der IT-Branche sei vor allem Teamarbeit gefragt.
"In den frühen 90er Jahren hatten wir mehr Frauen beschäftigt", erläutert die Personalchefin. Damals, kurz nach dem Fall der Berliner Mauer profitierte das Unternehmen davon, dass in der ehemaligen DDR Informatik tendenziell als "Frauenstudium" galt und viele qualifizierte Informatikerinnen zur Verfügung standen. Eine dieser Informatikerinnen, die Anfang der 90er Jahre bei Condat einstiegen, leitet heute das Geschäftsfeld "Pharmaceuticals and Agro Chemicals". Von den insgesamt 17 Führungspositionen unterhalb der Vorstandsebene sind drei mit Frauen besetzt. Der vierköpfige Vorstand selbst besteht aus vier Männern – gerne hätte Vorstandsvorsitzender und Unternehmensgründer Pedro Schäffer mehr Frauen in Führungspositionen.
Anfang der 90er Jahre führte Condat sein erfolgreiches Arbeitszeiten-Modell ein. Das ursprüngliche Motiv war in der Tat, dass das Unternehmen seinen qualifizierten Informatikerinnen die Möglichkeit bieten wollte, trotz Familiengründungsphase im Unternehmen aktiv zu bleiben. Dabei richteten sich die Arbeitszeitregelungen von Beginn an an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So entstand kein Sonderprogramm allein für Frauen – was sich sehr bewährt hat.


Flexible Arbeitszeiten werden gross geschrieben

Wie sehen die Möglichkeiten aus?
Erstens gibt es das Modell der Wahlarbeitszeit. Für maximal 18 Monate kann die Arbeitszeit pro Woche auf 30 Stunden ohne Veränderung des Arbeitsvertrages reduziert werden – aus familiären Gründen, für Weiterbildung, aber auch aus sonstigen Gründen. Gegenwärtig nutzen eine Frau und fünf Männer das Modell. Bei den Männern handelt es sich durchgängig um junge Väter. Während der Erziehungsurlaub in seiner jetzigen Form fast gar nicht von Männern wahrgenommen wird, scheinen Teilzeit-Modelle wie das bei Condat erheblich höhere Attraktivität für das männliche Geschlecht zu besitzen.
Zweitens wird ein maximal halbjähriges "Sabbatical" angeboten. Voraussetzung ist, das die Auszeit mindestens drei Monate vorher beantragt wird und sie mit den aktuellen Anforderungen des Unternehmens vereinbar ist.
Drittens ist es bei Condat seit langem üblich, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Souveränität bei der täglichen Arbeitszeitgestaltung einzuräumen. Die Projektteams stimmen lediglich untereinander ab, wann und wo Meetings notwendig sind. Auch Telearbeitsplätze sind bei Condat eine Selbstverständlichkeit.
Ist das alles nicht sehr aufwendig und mit viel Bürokratie verbunden? "Nein, ganz und gar nicht, wir haben Bürokratie abgebaut", erläutert frohgemut die Personalchefin. "Wir haben überwiegend Mitarbeiter, die an komplexen Problemen arbeiten und kreative Lösungen entwickeln müssen – wo und wann sie dies tun, ist für uns egal". Die Arbeitszeit ist Vertrauenssache und wird nicht kontrolliert. Die Mitarbeiter/innen selbst können jedoch über ihre Stunden Buch führen und bei zu hoher Arbeitsbelastung gegebenenfalls einen Antrag auf "Überlast" stellen. Wird der Antrag genehmigt, können die angesammelten Arbeitsstunden im Lauf des Jahres entweder vergütet oder in Freizeit abgegolten werden. Die seit Anfang des Jahres als Betriebsvereinbarung festgelegten Arbeitszeitmodelle gelten auch für die Mitarbeiter/innen im Verwaltungsbereich, allerdings sind sie dort nicht so leicht umzusetzen. Individuelle Lösungen seien bei Bedarf jedoch immer möglich, wie Erika Tannenbaum versichert: "Für uns ist es ganz entscheidend, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufrieden und motiviert sind". Der Erfolg gibt Condat recht. Der Börsengang Anfang des Jahres ist äußerst vielversprechend verlaufen.