Marianne Pfister
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Comet Computer Gesellschaft für Datenverarbeitung und Technische Dokumentation mbH
Bei der Comet Computer GmbH in München hat die Arbeitswelt von morgen schon begonnen Rund um flexibel und mobil Unkonventionelle Ideen sind der Stoff, aus dem man Markterfolge strickt. Einen Namen hat sich die renommierte Fachfirma Comet Computer nicht nur mit seinen technischen Dokumentationen gemacht. Auch das ungewöhnliche Betriebskonzept hat die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt. Denn Chancengleichheit und die Balance von Beruf und Familienleben hat sich Comet Computer schon bei der Gründung 1987 auf die Fahnen geschrieben. Die nötige "Brainpower" für den Aufbau ihres Unternehmens fand das Gründungsteam, die Professorin für Informations- und Medientechnik Sissi Closs und ihr Kollege Michael Kusch, vor allem bei den weiblichen Bewerbern. Als dann der erste "Firmennachwuchs" kam, waren die richtigen Lösungen schnell entwickelt. Flexible Arbeitszeiten und Teilzeit wurden eingeführt und um die Kleinen zu versorgen, wurde eine eigene Kindergruppe eingerichtet. Business Excellence mit familienfreundlichen Strukturen Ein gut funktionierendes Modell, doch in der männerdominierten IT-Branche war diese Unternehmenspolitik damals kaum vermittelbar. "Das war ein Kundenkreis mit vielen Vorurteilen", berichtet die Marketingleiterin Marianne Pfister, "deshalb wurde wenig darüber gesprochen, um negative Kundenreaktionen zu vermeiden." Seit 1994 hat sich das geändert. Da zeichnete die bayrische Staatsregierung Comet Computer zum ersten Mal für seine Chancengleichheitspolitik aus. Inzwischen hat das Unternehmen schon mehrfach Preise dafür eingeheimst und von der öffentlichen Anerkennung sichtlich profitiert. Während andere Firmen in der Branche über den Fachkräftemangel stöhnen, hat Comet Computer damit kein Problem. "Die attraktiven Arbeitsbedingungen locken kreative Köpfe an", sagt Marianne Pfister stolz, "deshalb haben wir viele Blindbewerbungen - insbesondere von Frauen." Und die familienfreundliche Kultur sorgt auch für eine starke Unternehmensbindung. "Immer wieder versuchen Head Hunter unsere Leute abzuwerben," erzählt die Marketingleiterin, "aber niemand ist bisher gegangen." Modernes Organisationsmodell Wer bei Comet Computer einsteigen will, darf nicht an starren Arbeitsformen hängen. "Bei uns gehört Flexibilität zu den Einstellungsvoraussetzungen", stellt Marianne Pfister klar. Zwei Drittel der Belegschaft arbeiten in Teilzeit – und dazu zählen auch Führungskräfte. Die flexiblen Arbeitszeiten werden von allen genutzt. Selbst die Projektleitungen werden rotierend vergeben: Bei jedem Projekt wird neu entschieden, wer die Leitung übernehmen kann. Gearbeitet wird dann mit Zielvereinbarungen. Hohe Produktqualität und Termintreue haben dabei oberste Priorität. Wie beides schließlich erreicht wird, liegt in der Verantwortung der Teams. Die Verteilung der Arbeit und der Arbeitszeiten organisieren die Gruppen immer selbst. Bringen all die unterschiedlichen Teilzeitregelungen nicht große Abstimmungsprobleme? "Wir haben ein ausgefeiltes Kommunikationsmanagement entwickelt", sagt Marianne Pfister, "bei uns ist jedes Teammitglied für klare Absprachen und einen funktionierenden Informationsfluss verantwortlich." So wird ein reibungsloser Work-flow gewährleistet und ein guter Kundenservice gesichert. Dass viele Firmen flexiblen Arbeitszeitmodellen und Teilzeit so skeptisch gegenüber stehen, kann die Marketingleiterin nicht verstehen. "Die vielen Teilzeitkräfte sind ein hervorragender Personalpuffer für Arbeitsspitzen", gibt sie zu bedenken, "und die Ressourcen qualifizierter Frauen nicht zu nutzen, ist wirtschaftlich doch gar nicht zu vertreten." Fachkräfte langfristig binden Inzwischen werden bei Comet Computer auch die neuen Kommunikationstechnologien eingesetzt, um größere Handlungsspielräume gerade für Eltern zu ermöglichen. So gehört die alternierende Telearbeit heute schon zum Alltag im Betrieb. Wenn ein Kind erkrankt, bleiben die Eltern zu Hause und teilen sich ihre Arbeit so ein, dass sie ihr Kind dabei versorgen können. Ausfallzeiten spielen daher kaum eine Rolle. Darüber hinaus hat die Firma für den schulpflichtigen Nachwuchs eine eigene Betreuerin eingestellt. Dadurch sind die Kinder auch am Nachmittag und während der Schulferien gut versorgt. Dass viele Frauen zudem die Elternzeiten nur begrenzt nutzen wollen, diese Erfahrung hat auch Comet Computer gemacht. Die meisten Frauen sind sehr motiviert und kehren schnell in den Beruf zurück. Die Mütter wissen, dass ihre Qualifikationen rasch verfallen, aber die Abwechslung ist ihnen auch persönlich wichtig. Von den Vätern im Betrieb hat bisher keiner Erziehungszeit in Anspruch genommen. "Es fehlt noch die gesellschaftliche Akzeptanz" erläutert Marianne Pfister, "da trauen sich die Männer nicht, obwohl es doch viel besser wäre, die Familienlasten auf vier Schultern zu verteilen." Die wirtschaftlichen Chancen erkennen Für eine chancen- und familiengerechte Arbeitswelt macht sich das Unternehmen heute auch in der Öffentlichkeit stark, und ein Wandel ist inzwischen deutlich feststellbar. „In den ersten Jahren wurde unsere Unternehmenspolitik noch unter dem Label 'Familie, Kind und Kegel' abgehandelt", bemerkt Marianne Pfister, „aber seit Themen wie Globalisierung und Flexibilisierung eine große Rolle spielen, heißt der Titel neuerdings 'innovative Arbeitszeitmodelle'.“ Jetzt wird das Unternehmen auch für Initiativen aus der Wirtschaft und von Wirtschaftsmagazinen angefragt. Inzwischen verstehen immer mehr Unternehmen, dass es hier um wirtschaftliche Vorteile geht. "Viele Top-Manager haben Töchter, die gut ausgebildet sind", erklärt Marianne Pfister weiter, "und darüber entdecken sie nun die Talente und Begabungen von Frauen." Unter dem Druck des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung suchen viele Firmen nach neuen Wegen, um die IT-Branche für Frauen attraktiv zu machen. Wie das geht, dafür bietet Comet Computer ein gelungenes Beispiel. Für ihre chancengerechte und familienorientierte Unternehmenspolitik wurde die Comet Computer GmbH 1994, 1998 und 2000 von der Bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet. 1997 und 2000 erhielt die Firma den Total E-Quality-Award und 1999 den Cosmopolitan-Award als familienfreundlichstes Unternehmen Deutschlands. |