Dr. Olivera Josimovic-Alasevic und Dr. Karl-Gerd Fritsch
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Co.don AG
Neue Ideen gedeihen nur in einer bestimmten Unternehmenskultur: für die Biotech-Firma Co.don ist die Kreativität der Mitarbeiterinnen das wichtigste Kapital Gespür für neue Märkte In der Wachstumsbranche Biotechnologie ist wie in der Informationstechnologie Schnelligkeit, Kreativität und das Gespür für neue Märkte gefragt – nur so haben kleine Unternehmen Chancen, sich gegen die „Großen“ der Branche zu behaupten. Zu den erfolgreichen innovativen Unternehmen zählt die im Brandenburgischen Teltow angesiedelte Co.don AG. Die junge Aktiengesellschaft gilt in der Branche als Pionier des sogenannten Tissue Engineering. Bei dieser Therapie wird zerstörtes Gewebe oder Organe durch im Labor gezüchtete patienteneigene Zellen ersetzt, repariert oder rekonstruiert. Co.don ist Marktführer für patienteneigene Knorpelzell- und Knochenzell-Transplantate, mit denen z.B. Knieverletzungen und Knochenbrüche schonend geheilt werden können. Die Fachwelt sagt der neuen Technologie große Wachstumspotenziale voraus. 1999 hat Co.don von der Deutschen Bank den Zukunftspreis für außergewöhnliche unternehmerische Spitzenleistungen erhalten. Für die beiden hochqualifizierten und erfahrenen Wissenschaftler Olivera Josimovic-Alasevic und Karl-Gerd Fritsch, die Co.don 1993 gegründet haben und das Unternehmen seitdem leiten, gedeihen neue Ideen und Einsatzbereitschaft jedoch nur in einer entsprechenden Unternehmenskultur – ähnlich wie die Zellen im Labor eine bestimmte Nährlösung für ihr Wachstum benötigen. Die beiden setzen auf einen Führungsstil, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beides ermöglicht: die Freiheit, neue Ideen zu entwickeln und die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. „In den neuen Märkten kann man sich nur durch Synthese zwischen Wissen und Produktion einerseits und Wohlstand und Selbstentfaltung der Mitarbeiter andererseits behaupten“, betont Alasevic. Beide Vorstände sprechen in ihrem Betrieb zum Beispiel von „dynamischen Hierarchien“: Das heißt u.a., dass Teams immer wieder neu zusammengestellt und Projektleitungen jeweils unterschiedlich vergeben werden. Entsprechend hoch ist die Motivation der bei Co.don angestellten Wissenschaftlerinnen, ihr Know-How zur Geltung zu bringen und den langen Atem aufzubringen, der beim Aufbau eines Forschungsunternehmen nötig ist. Frauen auch in Führungspositonen „Frauen können mit dieser Unternehmensstruktur besser als Männer umgehen“, davon ist Karl-Gerd Fritsch mittlerweile überzeugt. Aus seiner Sicht hat es sich in vielfacher Hinsicht bewährt, dass Co.don in den sieben Jahren seines Bestehens vor allem Frauen eingestellt hat. Von 32 Mitarbeitern sind 27 weiblichen Geschlechts. Bei dem überwiegenden Teil handelt es sich um Wissenschaftlerinnen aus den Disziplinen Biologie, Biochemie, Biophysik oder Pharmazie. Ferner sind in der Produktion ein halbes Dutzend Medizinisch-Technische-Angestellte beschäftigt. Co.don ist heute aber nicht nur ein Unternehmen, in dem mehrheitlich Frauen beschäftigt sind – was für die Biotechnologie-Branche keine Seltenheit ist. Außergewöhnlich ist, dass das Unternehmen von einer Frau geleitet wird. So sind Alasevic und Fritsch gleichberechtigte Partner im Vorstand. „Geschäftsfrauen agieren genauso konzentriert wie Männer“, sagt Alasevic: “Sie gehen aber mit den Geschäften anders um, sie bauen nämlich um sich herum ein Netzwerk auf. Zum Einzelkampf neigen sie viel weniger als Männer“. Frauen leiten auch die Forschungs- und die Produktionsabteilung, die Marketing-und Vertriebsabteilung sowie das Qualitätsmanagement. Co.don wurde vom Land Brandenburg mit dem Prädikat „Frauenfreundlicher Betrieb des Jahres 1999“ ausgezeichnet. Besteht nicht bei einem Team, das überwiegend aus jungen Frauen zusammengesetzt ist, die „Gefahr“, dass zahlreiche Mitarbeiterinnen wegen Kindern möglicherweise für längere Zeit aussetzen oder gar ausscheiden? „Sicher kann es für ein kleines Unternehmen sehr schwierig sein, wenn eine qualifizierte Mitarbeiterin geht“, räumt Karl-Gerd Fritsch ein. Deshalb sei es auch wichtig, dass Mitarbeiterinnen die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familie ermöglicht wird. Flexible Arbeitszeiten werden bei Co.don bereits jetzt praktiziert, Teilzeitarbeit ist gleichfalls denkbar. „Wenn es die Finanzdecke zuläßt, würde die Firma auch Unterstützung bei der Kinderbetreuung anbieten“, betont Fritsch. Gegenwärtig haben sechs der 27 Frauen Kinder. In der Produktion, in der Schicht gearbeitet werden muss, können die Angestellten selbst entscheiden, ob sie lieber vier Tage à 9 1/2 Stunden oder 5 Tage à 7 ½ Stunden arbeiten möchten. Chancen und Aussichten Was Co.don als Arbeitgeber attraktiv macht, ist, dass Frauen wie Männer mit ihren Potenzialen ernst genommen und Qualifizierung und Weiterbildung groß geschrieben werden. Für die Chancen, die bei Co.don in Verbund mit spannenden Forschungsaufgaben und einem guten Betriebsklima geboten werden, sind viele Wissenschaftlerinnen offenbar bereit, auch vergleichsweise „bescheidene“ Gehälter in Kauf zu nehmen. „Viele Männer, die sich bei uns beworben haben, hatten ganz unrealistische Vorstellungen“, sagt Fritsch. Männer würden sich vor allem an Macht- und Statusfragen orientieren, während Frauen mehr an der Sache und an den Zielen interessiert seien. „Frauen zeigen mehr Verantwortung für das Ganze“, bringt Fritsch seine Erfahrungen auf den Punkt. Falls das Unternehmen an die Börse gehen sollte, ist immerhin daran gedacht, die Mitarbeiterinnen an künftigen Gewinnchancen zu beteiligen. |